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Von der Bildungsmisere zum drohenden Bildungsnotstand, Brandenburg braucht dringend zusätzliche Lehrkräfte

cc by Raoul Schramm

Die Landesregierung hat jetzt eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Schülzke von BVB/FREIE Wähler zur Überalterung der Lehrer in Brandenburg beantwortet.

Die Abgeordnete Schülzke hatte mit ihrer Anfrage auf Presseberichte reagiert, wonach nach wie vor ein erheblicher Stundenausfall an den Brandenburger Schulen zu verzeichnen sei und der Altersdurchschnitt der Lehrkräfte hierbei eine erhebliche Rolle spiele.

Aus der Antwort der Landesregierung ergibt sich, dass der Altersdurchschnitt der Lehrkräfte an öffentlichen Schulen Brandenburgs in den letzten Jahren in Cottbus, Frankfurt (Oder), Oberspreewald-Lausitz und Spee-Neiße mit etwa 53 Jahren am höchsten ist. Der niedrigste Schnitt ist derzeit mit 48,04 Jahren in Potsdam gegeben.

Auffallend ist, dass an den Oberstufenzentren überdurchschnittlich viel Unterricht ausfällt. Trauriger Spitzenreiter ist Märkisch-Oderland, wo im 1. Halbjahr 2015/2016 sage und schreibe 8,0% der Unterrichtsstunden ersatzlos ausgefallen sind. An den Grundschulen hält sich der Unterrichtsausfall dagegen Brandenburg weit noch in Grenzen, der Ausfall ersatzlos ausgefallener Unterrichtsstunden liegt derzeit bei rund 1%.  Bei den Oberschulen fällt Frankfurt (Oder) aus dem Rahmen. Hier ist mit 5,6% ersatzlos ausgefallener Unterrichtsstunden im 1. Halbjahr 2015/2016 ein überdurchschnittlich hoher Ausfall zu verzeichnen.

Im Schuljahr 2015/2016 wurde insgesamt 257 Lehrkräfte im Alter von bis zu 30 Jahren eingestellt, die meisten hiervon in Potsdam (32) und Oberhavel (34). In der Prignitz gab es  lediglich zwei und in Elbe-Elster sogar nur die Einstellung einer neue Lehrkraft.

In den nächsten Jahren wird die Anzahl der altersbedingt aus dem Schuldienst ausscheidenden Lehrkräfte rasant ansteigen. Während 2016/2017 nur 166 Lehrkräfte altersbedingt ausscheiden werden, wird die Anzahl 2018/2019 schon bei 390 und 2020/21 sogar bei 704 (!) Lehrkräften liegen.

Auffallend ist, dass sich der Unterrichtsausfall im Bereich Potsdam und Oberhavel im unteren Bereich bewegt. Ob dies alleine an der Einstellung junger Lehrerinnen und Lehrer liegt, erscheint aber fraglich, da sich der Unterrichtsausfall dort auch bereits in der Vergangenheit im unteren Bereich bewegt hat.

Hierzu Andreas Schramm:

„Mit der Kleinen Anfrage im Landtag werfen BVB/FREIE Wähler die richtigen Fragen auf. Aus der Antwort der Landesregierung ergibt sich, dass an den Schulen -vor allem an den Oberstufenzentren- bereits jetzt ein hoher ersatzloser Ausfall an Unterrichtsstunden zu verzeichnen ist. Die schon heute missliche Situation wird sich allerdings in den nächsten Jahren durch das altersbedingte Ausscheiden von Lehrkräften aus dem Schuldienst noch deutlich weiter verschärfen. So wird die Anzahl der altersbedingt aus dem Schuldienst ausscheidenden Lehrkräfte bereits in wenigen Jahren viermal so hoch -wie derzeit- sein. Um auf diese Situation vorbereitet zu sein, sind von der Landesregierung alle denkbar möglichen Anstrengungen zu unternehmen, um neue Lehrkräfte auszubilden. Gerade auch in den Reihen der zu uns Geflüchteten sehe ich hier ein großes Potential, um dem drohenden Bildungsnotstand in Brandenburg begegnen zu können.“

 

Andreas Schramm, Mitglied des Landesvorstandes

 

 

 

  1. Stefan (Pirat in UM)

    Ich möchte als Lehrer einer Grundschule vor der Statistik des Unterrichtsausfalls warnen. Gerade für die Situation an der Grundschule ist sie nicht aussagekräftig. In den Klassen 1 bis 4 darf kein Unterricht ausfallen, da man die Kinder in diesem Alter schlecht nach Hause schicken kann. Es fallen also Förder- und Teilungsstunden weg und LehrerInnen müssen Mehrarbeit leisten. Die Situation ist teilweise sehr grenzwertig, es geht alles zulasten der Unterrichtsqualität. In diesen Statistiken wird man das aber niemals herauslesen können. Lieber nach der Zahl von dauerkranken Lehrern fragen. Auch wird durch Steigerung der Klassenfrequenzen und Senkung der Teilungsstunden der Lehrermangel kleingetrickst. Waren vor kurzem noch 7 Teilungsstunden in einer Flexklasse (1 und 2. Klasse zusammen unterrichtet) üblich, also 7x zwei Lehrer gleichzeitig für eine Flexklasse zu Verfügung, sind es jetzt nur noch 5 Stunden. Waren vor kurzem noch 25 Schüler in einer Flexklasse das Maximun bekommt meine Schule nun zu hören, dass auch 30 Schüler kein Grund wären die Klassen zu teilen. Grauenhafte Aussichten.

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