Mit einer Aktion der besonderen Art bringt sich der Stadtverband Potsdam der Piratenpartei in den Wahlkampf für den zukünftigen Oberbürgermeister ein: Dazu verteilen die Piraten zur Zeit 10.000 Postkartenflyer in der brandenburgischen Hauptstadt, auf denen die Potsdamer Bürger ihren Wunsch-Oberbürgermeister als Kandidaten eintragen können. Hierbei kann grundsätzlich jeder Bürger* eingetragen werden, der sich durch seine ehrenamtliche oder berufliche Arbeit für die Belange der Stadt und ihrer Bürger besonders engagiert (hat) oder die der Nominierende allgemein für fähig hält, die Geschicke der Stadt zu lenken. Zusätzlich (oder alternativ) können auch Eigenschaften, Qualifikationen und Themenprioritäten eingetragen werden, die der zukünftige Oberbürgermeister mitbringen soll.
Die Umfrage, die noch bis zum 5. Juni läuft, kann auch online auf der Aktionswebseite beantwortet werden. Nach einer Auswertung der eingegangenen Vorschläge führen die Piraten des Stadtverbands eine öffentliche Podiumsdiskussion und Vorstellungsrunde mit den vielversprechendsten Kandidaten durch. Anhand der eingegangenen Antworten werden entsprechende Kriterien erstellt, die der Kandidat erfüllen sollte. Auch das Votum der anwesenden Bürger wird als weiteres Kriterium in die Bewertung mit einfließen.
Steht der Sieger des Castings fest, muss er noch formal in einer Mitgliederversammlung des Potsdamer Stadtverbands als offizieller Kandidat bestätigt werden. Anschließend werden die Potsdamer Piraten für ihren “Bürgerkandidaten” die erforderlichen Unterstützerunterschriften sammeln und den Wahlkampf organisieren. Die Oberbürgermeisterwahl selbst findet am 19. September 2010 statt.
*Aus Gründen der Lesbarkeit wird in diesem Beitrag auf weibliche Wortendungen verzichtet. Natürlich können aber auch Frauen als Kandidaten vorgeschlagen werden!
Diese Aktion finde ich sehr enttäuschend. Ich hätte von den Piraten erhofft, dass sie für klare Positionen eintreten und nicht so allgemein in die Runde fragen, wofür sie sich einsetzen sollen und wer das machen soll. Ein Casting kann kein Programm ersetzen. Von einer politischen Partei erwarte ich, dass sie Ideen einbringt, wie es z.B. mehr bezahlbare Wohnungen in Potsdam geben kann und nicht so einen Hokuspokus.
Und wenn alle Parteien nur noch das nachplappern, was die Mehrheit ihnen zuruft, werden bestimmte Gruppen der Gesellschaft doch gar nicht mehr vertreten. Das ist doch genau der Populismus, den man an den etablierten Parteien ablehnt.
Presseecho:
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11813853/60709