Die Schufa – eine privatwirtschaftlich organisierte Wirtschaftsauskunftei – plant in großem Umfang, Daten sozialen Netzwerken zur noch genaueren Bewertung der Bürger heranzuziehen. Dazu läuft derzeit am Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) in Potsdam ein Forschungsprojekt. Das Unternehmen lässt dabei Projektideen entwickeln, wie soziale Netzwerke, Geodatendienste oder Mitarbeiterverzeichnisse von Unternehmen für die Schufa nach personenrelevanten Daten durchsucht werden können. Zu den Ideen gehört demnach auch, Profile in sozialen Netzwerken zu bilden, andere User zur Teilnahme aufzufordern und diese dann zur verdeckten Beschaffung von Adressen zu nutzen. Die Daten aus dem Internet sollen im Ergebnis mit den Daten aus der Schufa-Datenbank verknüpft werden, um noch genauere Aussagen über einzelne Bürger treffen zu können.
»Hinter Forschungsprojekten, die durch Unternehmen in Auftrag gegeben werden, steckt erfahrungsgemäß eine konkrete Absicht. Es ist davon auszugehen, dass die Schufa die gewonnen Daten tatsächlich nutzen wird, um genauere Profile von Bürgern anzulegen«, erklärt Michael Hensel, erster Vorsitzender der Piratenpartei Brandenburg. »Es ist eine gefährliche und nicht hinnehmbare Entwicklung, wenn verschiedene Datensammlungen – auch von Daten die nur beiläufig von den Nutzern in das Internet gestellt wurden – mit Mitarbeiterdaten und Informationen eines Wirtschaftsunternehmens zusammengeführt und im Anschluss genutzt werden.« Die Piratenpartei Brandenburg steht für Datensparsamkeit und Datenvermeidung. Dies betrifft insbesondere Datensammlungen, die für wirtschaftliche Zwecke genutzt werden sollen und somit geeignet sind, die Freiheit und die informationelle Selbstbestimmung des Bürgers noch weiter einzuschränken.
Michael Hensel weiter: »Bei Facebook sollen Beziehungen zwischen Personen untersucht und hierbei Zusammenhänge mit der Kreditwürdigkeit der Verbraucher gefunden werden. Außerdem sind berufliche Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, der Kurznachrichtendienst Twitter, Personensuchmaschinen wie Yasni, Geodatendienste wie Google Street View und sogar Mitarbeiterverzeichnisse von Unternehmen oder der Autorenkatalog der Deutschen Nationalbibliothek betroffen. Der Aufbau derartiger zentraler Datenbanken mit personenbezogenen Daten – vor allem zu wirtschaftlichen Zwecken – muss unterbleiben.«
Für uns selbst war das keine große Überraschung, da über Yasni ohnehin nur frei verfügbare Informationen angezeigt werden. Und dass Yasni schon immer stark von Behörden genutzt wird, war spätestens seit dem Heise-Artikel klar, zu finden bei uns im Blog:
http://blog.yasni.de/business/der-schufa-forschungsplan-schlaegt-wellen/
Der Aufbau derartiger zentraler Datenbanken mit personenbezogenen Daten – vor allem zu wirtschaftlichen Zwecken – muss unterbleiben
Also wollen wir jetzt das Geschäftsmodell von Facebook, Xing, Linkedin, etc. verbieten? Würde mich mal interessieren, wie die Reaktion auf eine Schlagzeile wie “Bundesregierung prüft Verbot von Facebook” wäre.
@6feet7: Da gibt es einen großen Unterschied. Nutzer, die sich bei Facebook anmelden und dies nutzen, erklären sich damit mit den Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen von Facebook einverstanden … und wissen somit auch, was Facebook mit ihren Daten tut (zu mindest in der Theorie – wer liest diese dutzenden Seiten schon). Die Schufa will allerdings Daten über Dritte sammeln und diese miteinander verknüpfen (nicht nur öffentlich zugängliche Daten!) – und das ist das Problem!